Friede, Freude... Pustekuchen!
Oft existiert das romantische Bild von Gemeinschaft, durch die alles viel einfacher wird... wo man unter gleichgesinnten, friedliebenden Menschen endlich verstanden und angenommen wird... wo man den ganzen Tag mit Freunden sinnhafte Dinge zusammen macht und dabei Spaß hat... wo man viel mehr Zeit hat, weil man sich die Arbeit ja teilt... Und alle sind glücklich und zufrieden. Doch so ist Gemeinschaft nicht... zumindest nicht immer... zumindest nicht bei uns.
Spätestens wenn der andere einfach nicht genauso handeln will, wie das für einen selbst doch einfach mal logisch ist, merkt man, dass man wohl doch nicht so gleichgesinnt ist oder man selbst wohl doch nicht so friedliebend. Oder wenn man sich mit vielen Menschen über eine Angelegenheit einigen muss, wird einem bewusst, dass man sich zwar die Arbeit teilt, aber auch die Verantwortung und das Lebensumfeld, was daher auf anderer Ebene viel zeitintensiver ist. Gleichzeitig finden sich viele auch trotz Gemeinschaft kurioserweise immer wieder in Situationen wieder, wo sie das Gefühl haben, dass sie die einzigen zu sein scheinen, die eine Aufgabe oder Thema wichtig nehmen und fühlen sich entsprechend einsam und allein. Oder nehmen wir als Beispiel das Erstellen dieser Homepage: Mal abgesehen vom zähen Prozess, bis es zu dieser kam, spüre ich beim Formulieren an vielen Stellen, wie sich manche nicht gesehen fühlen oder getriggert sind, wenn ich es so formuliere und andere aber wiederrum, wenn ich es anders formuliere. Das ist Gemeinschaft... zumindest manchmal... zumindest bei uns.
Doch Gemeinschaft heißt auch, dass man morgens sein kleines Kind auch mal einfach allein nach draußen zum Spielen lassen kann, während man selbst im Bett liegen bleibt... dass man auch mal sein inneres kleines Kind wieder spielen lassen kann, ohne dass man komisch angeguckt wird... dass man egal wie schlecht es einem geht, zu jedem gehen könnte (wenn man sich traut) und Mitgefühl erfährt... dass aus dem Nichts plötzlich viele Hände kommen, um scheinbar Unmögliches möglich zu machen... dass man sich aus der Not heraus in Aufgabenfeldern wiederfindet, mit denen man für sich selbst nie gerechnet hätte und dort aber über sich hinauswächst... dass man spüren kann, wie sehr man jemanden liebt, obwohl sich der andere gerade mal wieder "zum Haare raufen" aufführt...
Gemeinschaft heißt sich trotzdem dazu zu entscheiden zusammen weiterzugehen, auch wenn man die Erkenntnis hat, dass es alleine scheinbar schneller und einfacher oder auch ergebnisreicher gehen würde. Es ist eine Entscheidung für eine Erfahrung, für eine andere Lebensweise... einfacher ist es nicht. Und wer glaubt, dass man "Hamsterräder" nur außerhalb von Gemeinschaften findet, findet sich vielleicht schneller in einem wieder, als man "Pustekuchen" sagen kann. Auch in Gemeinschaften gibt es viele Menschen in Not, die um Hilfe bitten und sehr viele Bäume die geschüttelt werden wollen. Der erste Schritt für viele ist "Nein" sagen zu können und die eigenen Grenzen fühlen zu lernen - erst danach macht das "Ja" sagen auch richtig Spaß.
Gemeinschaft ist Paradies und Hölle gleichsam - je nach dem, wo man den Fokus darauf legt, wie viel das eigene Ego Recht haben will oder welches Trauma sich gerade zeigen will, um zu heilen. Doch das Schöne ist, dass man hinter jedem A***engel einen Menschen weiß, der einem im Grunde nichts Böses will. Und in all den Wirren des Miteinanders gibt es die Chance immer mehr zu sich selbst zu finden, immer toleranter für andere Meinungen zu werden, immer mehr Frieden und Glück in sich zu fühlen. Das ist Gemeinschaft... zumindest meistens... zumindest bei uns.
Das "Windland"
(Stand 01/2023)
"Windberger*innen" = Mitglieder der Gemeinschaft
- 14 Frauen und 14 Männer (35 - 74 Jahre)
- 15 Kinder (3 - 16 Jahre)
- plus 4 Erwachsene und 3 Kinder in Annäherung mit "Schnupperwohnen"
"Windtäler*innen" = Zugezogene nach Beichlingen und ins Umland
- 17 Frauen, 14 Männer und 25 Kinder
Außerdem sind weitere regionale Schulfamilien und Lernbegleiter, unser festangestellter regionaler Handwerker, einige regelmäßig wiederkehrende Gasthelfer*innen und andere Menschen der Windberg-Vergangenheit Teil unserer "Groß-Familie".
Die Windberger*innen
Gemeinschaftsgefühl

Wir pflegen unsere Verbindung mit gemeinsamen Aktivitäten wie Singen, Lagerfeuer, Sauna, Tanzen, Heimkino, Sonntagsbrunch, Festessen u.ä. Einmal im Monat findet ein großes Gemeinschafts-Plenum statt. Beim wöchentlichen Termin zur „Inneren Arbeit“ und bei Supervisionen bewegen wir unsere Konflikte gemeinsam auf einer emotionalen und spirituellen Bewusstseinsebene, wodurch eine tiefe Verbindung unter den Anwesenden ensteht. Darüber hinaus gibt es Formate sich zu verschiedenen Themen auszutauschen wie z.B. Frauen- und Männerkreise, Elterntreff oder „Labor für artgerechte Menschenhaltung“, aber auch sportliche, kulturelle und spirituelle Angebote wie Biodanza, Yoga, Mitwirkung in verschiedenen Bands, Morgenmediation oder Lichtkreis.
Entscheidungsstruktur

Es gibt keine Hierarchie in der Gesamtgemeinschaft, aber einzelne Verantwortungspositionen. Entscheidungen werden im Konsens im monatlichen Plenum, wöchentlichen Orga-Treffen oder auch bei regelmäßigen Intensivzeiten getroffen. Die Entscheidungen werden hierbei meist in Arbeitskreisen vorbereitet. Bei schwierigen Entscheidungen verbinden wir uns gemeinsam in meditativer Stille mit dem Thema und teilen uns unsere auftretenen Empfindungen und inneren Bilder mit, um Dinge auch aus dem Seelenraum und nicht nur aus dem Verstand zu entscheiden. Bei rechtlichen und verwalterischen Belangen ist der Vorstand des Vereins Am Windberg e.V. entscheidungsbefugt, der auch die Belange der Windberg-Stiftung als Treuhänder verwaltet.
Wohnraum

Wir haben die bestehenden Bungalows teilweise als Wohnraum umgebaut. Darüber hinaus gibt es Gemeinschaftsräume, die gemeinsam genutzt werden, wie z.B. ein Spielzimmer, Wohnzimmer, Bibliothek u.ä.. Aktuell sind nahezu alle bestehenden Gebäude belegt. Sobald unser Bebauungsplan genehmigt ist, planen wir in den nächsten Jahren weitere Häuser in ökologischer Bauweise zu ergänzen, sodass irgendwann bis etwa 80 Menschen auf dem Gelände wohnen können. Tiny Houses, Bauwägen und Jurten sind als möglicher Wohnraum zudem in unserer Vision. Im Dorf und im Umland haben sich schon und können sich weitere Gleichgesinnte ansiedeln.
Finanzen

Wir hatten das unfassbare Geschenk, die Kaufsumme für das Gelände mit allem Inventar von einem großherzigen Menschen gestiftet zu bekommen, wodurch wir schuldenfrei starten konnten und bisher nur überschaubare Kredite zum weiteren Aufbau des Projektes aufnahmen. Jeder Erwachsene zahlt zudem 10.000 € als zinsloses Darlehen bei Eintritt in die Gemeinschaft. Wir haben relativ niedrige Lebensunterhaltungskosten, da wir z.B. unser Brennholz selbst machen und die Mieten so niedrig wie möglich halten. Dafür wird viel ehrenamtliche Mithilfe gewünscht. Einige Mitglieder erhalten Minimalgehälter durch Mitarbeit in der Schule, Seminarbetrieb, Verwaltung oder im handwerklichen Bereich. Andere finanzieren sich durch Freiberuflichkeit, Rente oder Erspartem.
Mitarbeit

Jeder Erwachsene leistet etwa drei Stunden ehrenamtlichen Basisdienst pro Woche beim Kochen, Spülen, Putzen oder Heizen. Darüber hinaus wird weiteres Ehrenamt im individuellen Interessensbereich gewünscht, z.B. bei der Landschaftspflege, Tierbetreuung, Marketing u.a. Regelmäßig gibt es Schaffenszeiten z.B. zum Brennholzmachen oder Festivalvorbereitung, wo sich jedes Mitglied zusätzlich beteiligen soll. Außerdem ist die aktive Teilnahme an Gruppenentscheidungsprozessen und Supervisionen Teil unserer Vereinbarungen.
Verpflegung/ Versorgung

Unsere Lebensmittel besorgen wir in regionalen Bio-Läden und beim Bauern vor Ort, finanziert durch unsere gemeinsame Essenskasse. Im zentralen Lager können die Gemeinschaftsmitglieder jederzeit auf die wichtigsten Lebensmittel zugreifen, Extras gibt es im Windberg-Laden zu kaufen. Wochentags kochen und essen wir gemeinsam Mittag, die sonstigen Mahlzeiten nur zu bestimmten Anlässen wie Schaffenszeiten oder Intensivzeiten. In Gemeinschaft kochen wir ausschließlich biologisch vegan-vegetarisch. Wir haben auch einige Permakultur-Gärten auf dem Gelände, deren Ernte wir ebenso wie auch Obst von benachbarten Streuobstwiesen nutzen.
Teilen

Als Gemeinschaft nutzen wir verschiedenlich Werkzeuge und Geräte wie z.B. Waschmaschine, Rasenmäher oder Küchengeräte gemeinsam um Energie, Ressourcen und Geld zu sparen. Wir haben auch ein Carsharing mit Elektro-Auto und einen Schenkraum, in den wir ausrangierte Kleidung und Alltagsgegegenstände geben und uns daraus bedienen können, was vor allem bei Kinderkleidung einen großen Mehrwert hat.
Tierhaltung

Wir haben eine kleine bunte Herde mit zwölf Schafen, darunter fünf Zwergschafe, die für die Landschaftspflege genutzt werden. Außerdem sind vier Kaninchen, drei Hunde und acht Katzen als Haustiere Teil der Gemeinschaft. Weitere Tiere sind nur mit Gemeinschaftsbeschluss möglich. Weitere freilaufende Katzen sind zum Schutz der wilden Tierwelt nicht erlaubt.
Sonderregeln

Wir sind bestrebt, bestmöglich achtsam und bewusst zu leben, weshalb wir uns auch dazu verabredet haben, auf unserem Gelände rauch-, alkohol- und drogenfrei zu leben, was auch für Veranstaltungen gilt. Raucherplätze sind außerhalb des Geländes. Wir gehen hier für einen klaren Geist und wollen einen sicheren Platz für Kinder schaffen. Dies ist aber kein Dogma oder generelles Verbot, welche Entscheidungen jeder außerhalb der Gemeinschaft trifft, liegt in seiner oder ihrer Verantwortung.
Du würdest auch gerne Windberger*in werden? Hier findest du näheres dazu.